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Johanne Charlotte Unzer, geb. Ziegler

(27.11.1725-29.01.1782)


Mitte des 18. Jahrhunderts gehörte auch die am 27. November 1725 in Halle geborene Johanne Charlotte zu den Aufsehen erregenden Frauenzimmern. Die jüngste Tochter des Musikdirektors, Komponisten und Organisten der Ulrichskirche Johann Gotthilf Ziegler (1688-1747)und seiner Ehefrau Anna Elisabeth, geb. Krüger (1699-1751), sorgte mit dem "Grundriß einer Weltweißheit für das Frauenzimmer" - einem philosophischen Grundlagenwerk - für Aufregung.
Es basierte auf dem zu philosophischen Fragen Alexander Gottlieb Baumgartens (1714-1762) geführten Briefwechsel zwischen ihr und ihrem Verlobten Johann August Unzer (29.04.1727-02.04.1799). Dieser war in die Hände ihres Onkels Johann Gottlob Krüger gelangt. Der Professor für Medizin und Philosophie beförderte die Veröffentlichung dieses philosophischen Grundlagenwerkes, dem ersten von einer Frau für Frauen.

1751 erschien anonym ihr „Versuch von Scherzgedichten“, in dem Johanne Charlotte Lieder von Liebe, Wein und fröhlicher Geselligkeit sang. In ihrem Vorwort verteidigte sie sich gegen die zu erwartende Entrüstung. Auch widersprach sie dem Vorurteil, Frauen hätten nur in „erhabner Art“ zu dichten und forderte ihre „Schwestern“ zur Nachahmung auf. Mehr noch, sie kritisierte die „eingeschränkte“ Lage der Frau als Dichterin und beklagte ebenso die Einschränkung ihrer Bildung.

Die literarische wie philosophische Leistung der Unzerin begründeten ihre Würdigung als kaiserlich gekrönte Poetin am 2. Mai 1753 durch die Universität Helmstedt ebenso wie ihre Ehrenmitgliedschaft in den Deutschen Gesellschaften zu Helmstedt und Göttingen.

Ihre Mutter Anna Elisabeth entstammte einer halleschen Uhrmacherfamilie. Der Vater hatte als musikalischer Wunderknabe am sächsischen Hof auf sich aufmerksam gemacht. Der begabte Schüler Johann Sebastian Bachs vervollkommnete sein musikalisches Talent bei Friedrich Wilhelm Zachow, studierte Theologie und später auch Jurisprudenz. Ab 1717 lebte er in der Saalestadt. Maria Barbara Bach wurde bei seiner ältesten Tochter Taufpatin.

Nach dem Tod des Vaters, 1747, übernimmt Johann Gottlob Krüger - der Bruder von Anna Elisabeth - väterliche Fürsorge für Johanne Charlotte. Nach dem Tod der Mutter 1751 heiratete Johanne Charlotte den Arzt und Psychologen Johann August Unzer und folgte ihm nach Altona. Beide kannten sich von Kindheit an. Unzer stammte aus einer alten, angesehenen Patrizierfamilie der Saalestadt. Der Schüler der Professoren Johann Juncker und Johann Gottlieb Krüger verkehrte im Elternhaus, erhielt hier Klavierunterricht und vertrat gelegentlich den Organisten.
Die zum Freundeskreis um Gleim und Kloppstock gehörende Unzerin arbeitete in Altona an verschiedenen Wochenschriften mit. Ihre beiden Kinder starben bereits im Säuglingsalter. Wenige Wochen nach ihrem 57. Geburtstag verstarb Johanne Charlotte Unzer am 29. Januar 1782 in Altona.

„ … Sie müssen durchaus eine Philosophie schreiben; ich will sie herausgeben, und will schon dafür sorgen, dass nichts hinein komme, was falsch wäre. Also musste ich denn schreiben, und mit meinem Buche und Namen machen lassen, was er wollte ..."
Johanne Charlotte Unzerin, Grundriß einer Weltweißheit für das Frauenzimmer ..., Vorrede der Verfasserin, 2. Auflage 1767
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